Freitag, 5. Januar 2007
Kaufrausch


Ich kaufe nicht gerne ein. Wirklich nicht. Deswegen war ich ganz froh, als ER >> zu seinem Blog sich heute morgen anbot, den lästigen Wochenendeinkauf zu übernehmen, während ich ein bisschen was von seiner Arbeit erledigte. Aber trotz des guten Gefühls, das sich umgehend bei mir einstellte, hüpfte doch ein kleines Männchen von einer Schulter zur anderen und rief immer wieder und immer wieder: Tu es nicht. Tu es nicht.

Mit einer lässigen Handbewegung verscheuchte ich den kleinen Kerl. Erst von meiner linken, dann von meiner rechten Seite. Und während ich mich wieder überglücklich an den Rechner setzen konnte, brach er auf in den Produktedschungel.

Er war noch keine fünf Minuten weg, da klingelte mein Telefon. "Baby, ich glaube, ich habe den Einkaufszettel vergessen", jammerte er am anderen Ende der Leitung. Ja. Das hatte er. Voll bis obenhin (also der Zettel) lag er im Flur. Also kauften wir doch zusammen ein. Er im Supermarkt unseres Vertrauens. Ich am heimischen Laptop mit dem Handy am Ohr.

Als er dann alles beisammen hatte, legte ich auf und widmete mich wieder ganz meiner Arbeit. Die Zeit verstrich, ohne dass ich es richtig bemerkte, doch als ich einen Blick zur Uhr warf und sah, dass bereits fast eine ganze Stunde vergangenen war, tauchte das kleine Männchen plötzlich wieder aus der Versenkung auf. "Siehste, habe ich dir doch gesagt. Du hättest mitgehen sollen", tobte es auf meinen Schultern herum.

Pah, was du nur hast, dachte ich so im Stillen bei mir und wünschte den kleinen Giftzwerg auf den Mond. Niemand kann schließlich so perfekt den Wochenendeinkauf erledigen wie er. Er braucht mich dazu gar nicht.

Dann klingelte wieder das Telefon. "Kannst du mir mal bitte beim Tragen helfen? Ich hab noch ein paar andere Dinge gekauft", erklärte er mir hastig. Ich ahnte böses. Sehr böses. Und ich erinnerte mich wieder, warum ich heute morgen so ein komisches Gefühl hatte, als ich ihn alleine losziehen ließ. Ja, ich wusste umgehend den Grund für meine Zweifel als ich mit ihm zusammen drei Einkaufskörbe in den vierten Stock schleppte.

Wenn er nämlich einkaufen geht, dann bringt er nie, aber auch wirklich nie, nur das mit, was er holen sollte. Sein Beutezug heute umfasste neben dem Inhalt des Einkaufszettel noch: neue dicke Strümpfe für mich, eine lustige Strickmütze für mich, eine Vase, Blumen, neue Handtücher, neue Gästetücher, Ordner für meine Kontoauszüge und eine Badewannenablage, dank der man dann auch beim Baden lesen kann.

Als ich dann mal dezent anbrachte, dass er immer nur dem Kaufrausch erliegt, wenn er alleine unterwegs ist, konterte er ganz einfach und frech: "Du siehst nur die ganzen Dinge nicht."

Na Gott sei Dank seh ich ihn. Und Gott sei Dank auch jeden Tag.

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