Donnerstag, 12. Oktober 2006
Socken- und Suppenprobleme


„Seit wir uns kennen, habe ich ein Sockenproblem“, sagt’s und winkt mit zwei absolut nicht identischen Teilen vor meiner Nase herum. Und? Wo ist das Problem? Will er mir sagen, dass ich seit sechs Wochen sein Leben durcheinanderbringe? Oder war das eine Liebeserklärung. Und überhaupt. Was regt er sich auf? Ich für meinen Teil kann mich nicht erinnern, wann ich mal KEIN Sockenproblem hatte!

Das ist doch völlig normal. So ein Strumpf taucht auch wieder auf. Beim nächsten Waschen zum Beispiel oder in der Wäschekiste. Nein, da wäre der Gesuchte nicht, erklärt er mir – jetzt schon ein wenig energischer. „Vielleicht kommt es davon, dass du alles sofort und wegen jeder Kleinigkeit waschen musst“, entgegne ich ebenfalls ein wenig gereizt. „Dass du niemals die Maschine richtig voll machst, und damit Wasser verschwendest, während in Afrika noch immer Kinder verdursten“.

Mist. Das hätte ich jetzt vielleicht nicht sagen sollen. Afrika und Kinder. Darauf reagiert er allergisch. Gleich kommt die Retourkutsche. Schließlich bin ich diejenige, die gerne mal zu viel Essen einkauft und es dann Tage später achtlos in den Müll wirft. Wobei, das mit dem Essen ist auch wieder so eine Sache. Da habe ich mir kürzlich mal sein Gezeter zu Herzen genommen – er ist schließlich ein paar Jährchen älter – und es war auch wieder nicht richtig. Nein, noch schlimmer. Es wäre beinahe eskaliert. Dabei habe ich es nur gut gemeint.

Die Suppe, die laut Verpackung, so vital und gesund macht, sollte mein zweites Mittag werden. Dass es so weit nicht kommen würde, sah ich bereits als ich die gallertartige Masse in einen seiner hochpolierten Kochtöpfe schüttete. Ich mach es kurz: Das Zeug wurde für mich ungenießbar, als mir beim Erwärmen ein furchtbarer Ananasgeruch in die Nase stieg. Ananas – das geht gar nicht. Wegschmeißen aber wohl auch nicht. Also füllte ich die Brühe wieder zurück in die Verpackung und stellte sie an ihren alten Platz im Kühlschrank zurück. Deckel drauf, Topf wieder schön ausgespült und blank poliert. Und alles war gut.

Naja, fast alles. Erst wollte ich ihn ja anrufen und sagen, dass die Suppe nichts für mich war. Aber sollte ich ihn wegen einer Thaisuppe an der Arbeit stören? Nein. Das konnte warten. Bis Abends. Oder bis zum nächsten Tag. Als er dann zwei Tage später über Bauchschmerzen klagte, die schlimme Leidensmine aufsetzte und sich schon fast vor dem Küchentisch krümmte, fiel es mir dann wieder ein. Die Sache mit der Suppe ...

... Nein, keine Sorge. Er hatte sie nicht gegessen. Es war ein Fischbrötchen, das ihn niederstreckte und damit hatte ich eindeutig nichts zu tun. Aber ich musste versprechen, dass ich nie wieder aufgewärmtes Zeug zurück in den Kühlschrank packe. Dann doch lieber wegschmeißen. Versteht einer diese Männer?

Ach so: Die Socke haben wir übrigens noch nicht gefunden. Aber er meint, das mache ihm nichts aus. Also doch eine Liebeserklärung.

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