Montag, 29. Januar 2007
Schlüsselkind
Als Schlüsselkind bezeichnete man früher oft Kinder, die nach Schulschluss alleine zu Hause waren, weil die Eltern noch arbeiteten.

ER >> zu seinem Blog ist eigentlich nie alleine zu Hause. Wenn er da ist, bin ich es auch. Das geht sogar schon so weit, dass ich, wenn wir Streit haben mal gerne schreie: "Dann geh doch!" Dann schaut er mich ganz traurig an und sagt: "Wohin denn. DAS hier ist doch MEINE Wohnung." Mhm. Da muss ich ihm dann recht geben. Aber ich vergess das eben immer manchmal.

Aber egal. Zurück zum Thema. Denn obwohl er wie gesagt nie alleine zu Hause ist, ist er trotzdem ein Schlüsselkind. Er hat nämlich ständig welche dabei. Und damit er sie nicht verliert, seine unzähligen Schlüssel, hat er sie alle an langen Keyholdern.

Nun gibt es aber Tage, wie eben diesen, den ich hier jetzt beschreiben werde: Er ist spät dran und ich habe auch noch was zu erledigen. Er muss viele Ordner mit ins Büro nehmen und versucht wie immer gleichzeitig noch das Altpapier und den Müll mit hinunter zu nehmen. (Ich würde das auch machen, aber nein, der Herr sträubt sich). Er packt also seine vielen Ordner und den Müll irgendwie zusammen und huscht damit die vier Etagen hinab.

Unterwegs ruft er mir noch ein: "Bis heute Abend zu" und dann ist er schon verschwunden. An solchen Tagen gebe ich ihm genau 60 Sekunden. 20 Sekunden für die vielen Treppenstufen bis zur Haustür, 20 Sekunden um den Müll wegzubringen und noch mal 20 Sekunden bis er wieder bei mir im Flur steht.

Meistens hab ich dann schon sein Handy, sein Adressbuch, sein Wasser oder einen seiner Schlüssel in der Hand. Er vergisst immer etwas. IMMER.

Heute aber, heute hat er den Vogel abgeschossen. Er - nur zur Erinnerung: mit Ordner bis oben hin zugepackt - verabschiedet sich Richtung Büro. 60 Sekunden vergehen. 120. 180. Irgendwann gebe ich es auf und freue ich mich: "Heute hat er mal an alles gedacht", schießt es mir durch den Kopf.

Aber dann: Sage und schreibe zehn Minuten (!) später steht er wieder in dieser Wohnung. Völlig abgekämpft. Völlig verzweifelt. Erst hätte er nicht gewusst, wo er sein Auto gestern Abend beim Parkchaos hier abgestellt hatte, dann hätte er die vielen Ordner bis zum nun doch gefundenen Wagen geschleppt und als er davor stand, sei sein Schlüssel kaputt gegangen. Batterie leer oder so was - das alles erzählt er mir in einem Tempo, dass selbst Schnelldenker kapitulieren.

Aber: Alles halb so schlimm. Ein einziger Blick meinerseits reicht aus. "Probier es einfach mal mit deinem Autoschlüssel, statt mit meinem. Da ist die Tür. Du kommst zu spät. Und Tschau!"

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P.S: Okay, zu seiner Entlastung muss ich zugeben, wir fahren die gleiche Automarke und haben die gleichen Keyholder. Und auch mir ist es schon passiert, dass ich aus Versehen seinen Schlüssel genommen habe und dann ratlos vor meinem Wagen stand. Aber ich hab die Geschichte eben zuerst gebloggt :-)

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