Mittwoch, 21. Februar 2007
Russland im Plastikbecher


Wir hatten uns heute viel vorgenommen. Denn ER musste erst nachmittags ins Büro. Der Plan sah folgendermaßen aus: Wir tauschen ein paar Möbel (das heißt, wir schleppten welche von ihm zu mir, und welche von mir zu ihm) und bauen unsere Neuerwerbungen aus dem Möbelhaus auf. Und weil man für so viel Aktionismus auch eine gehörige Portion Energie braucht, entschieden wir uns für ein großes ausgiebiges Frühstück.

Ich sah die leckeren Brötchen und den saftigen Kuchen schon förmlich vor mir, als er verkündete: "Ich esse die restlichen Nudeln von gestern Abend!" Er hatte den Satz noch nicht vollständig ausgesprochen, als mir ein entscheidender und schwerwiegender Fehler unterlief. Ich öffnete einen der Küchenschränke, um mir Kekse zu holen.

Dabei sah er sie. Die komische Plastikverpackung, die er vor Wochen mal in einem Supermarkt ergattert hatte. Einem russischen Supermarkt! (Die Geschichte dazu muss ich kurz erzählen: Es war Samstag und er sollte Brötchen holen. Unterwegs fiel ihm ein, dass uns die Margarine ausgegangen war und er erinnerte sich an einen Supermarkt gleich um die Ecke beim Bäcker. Irgendwann in den letzten Jahren muss dieser besagte Supermarkt aber von einem russischen Einzelhandel ersetzt worden sein. Im Laden gab es ausschließlich russische Lebensmittel. Und weil er nicht einfach wieder so ohne etwas rausgehen wollte, nahm er eben diese Plastikverpackung mit auf der Nudeln und Fleischeinlage abgebildet waren.)

Das war vor ungefähr vier Monaten. Und heute sollte also der Tag sein, an dem er dieses Zeug ausprobieren wollte. Nudeln und Fleisch. Ich muss sagen, ich habe keine Ahnung wo in dieser Plastikschachtel Fleisch war. Außer einem Knäuel Nudeln (Instant versteht sich) und zwei weiteren kleinen Aluminiumtüten mit unidentifizierbarem Inhalt konnte ich nichts entdecken.

Er mischte das Zeug jedenfalls unter das schöne Pesto von gestern Abend (was für ein Frevel!) und vertilgte es mit den Worten: Schmeckt gar nicht mal so schlecht. Unsere Küche roch derweil wie ein Dönerladen (ich habe keine Ahnung warum, aber diese Tatsache verursacht bei mir irgendwie ein komisches Gefühl.)

Die Verpackung habe ich übrigens aufgehoben, damit ich das ganze hier bildlich dokumentieren kann. Sonst glaubt mir das keiner. Ich habe ungefähr drei Jahre in der Schule Russisch gelernt, was das auf dem Karton heißt, weiß ich aber beim besten Willen nicht. Wahrscheinlich war das Zeug nicht mal für den Verzehr bestimmt. Und wenn doch, dann vielleicht gar nicht für Menschen. Egal. Als er vorhin ins Büro ist, sah er noch ziemlich gesund aus.

Russische Küche aus dem Plastikbehälter. Und das von einem Mann, der die Nase rümpft und mich aus der Küche verbannt, wenn ich meine geliebten Fischstäbchen mache ... Zitat: "Weißt du, was da alles drin ist ...?"

Nein, mein Lieber, ich weiß es nicht. Und das ist vielleicht auch besser so ...

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