Mittwoch, 27. Dezember 2006
Cast away - Verschollen im Arbeitszimmer


Ich kam heute morgen vom Brötchenholen und freute mich auf ein ausgiebiges Frühstück. Ich war bei dem Bäcker, bei dem ich mich nie entscheiden kann und daher alles mitnehme - Gott sei Dank war ich nicht zu Fuß unterwegs. Ich schleppte also meine Einkaufstüten die vielen Stufen hinauf zu IHM, >> zu seinem Blog öffnete die Haustür (ich hatte ausnahmsweise mal an den Schlüssel gedacht) und erschrak gleich beim Eintreten zu Tode, weil er, kreidebleich, halbnackt und haartechnisch völlig zersaust durch die Wohnung tigerte. Als ich ihn ein paar Minuten zuvor hier zurückgelassen hatte, saß er noch seelenruhig und in ein Badetuch gewickelt an seinem Rechner. Was war passiert?

"Eine Katastrophe. Das Dingsda ist weg. Hast du es vielleicht bei einer deiner Umräumaktionen irgendwo hingelegt?" Ich verstand nur Bahnhof.

"Na, das Dings. Mit dem Code. Damit ich an den Firmenrechner komme. Das, was immer im Regal lag." Ah. Jetzt dämmerte es mir. Er suchte dieses Mini-Teil, das aussah wie ein Schrittzähler und alle paar Minuten seine Anzeige änderte. Unheimlich wichtig. Weil, wohl die einzige Möglichkeit, um mit den Firmenrechner ins Netzwerk zu kommen. Was weiß ich.

Nein, das Dingsda war mir nicht untergekommen. Wieso auch. "Aber du hast doch gestern den Schreibtisch aufgeräumt." Seine Stimme wurde panischer. Dann zählte er alle möglichen Szenarien auf, die jetzt, wo das Teil anscheinend nicht da war, eintreten könnten.

Ich stand derweil immer noch mit meinen Bäckertüten im Flur und schaute mir das Schauspiel aus nächster Nähe an. Komischerweise konnte ich seine Panik nicht im geringsten nachvollziehen. Denn - und das war nun wirklich eindeutig - wirklich weg konnte dieses Teil überhaupt nicht sein. Und außerdem hatte ich Hunger. Da könnte H&M sein Sortiment verschenken, ich würde trotzdem am Bäckerstand eine Pause einlegen.

Ich tat also das, was ich in so einem Fall immer tue. Ich blieb ruhig und schickte ihn ins Bad. Dann ging ich ins Arbeitszimmer. Rückte den Laptop nach links, schob den Drucker zur Seite, schüttete den Papierkorb aus und kroch unter dem Arbeitstisch herum. Und weil ich da überall nichts entdecken konnte, was auch nur annähernd so aussah wie dieses Teil, ging ich zum Bücherregal, in dem das gute Stück immer liegt. Nun ja. Was soll ich sagen. Da lag es natürlich auch heute. Und auch völlig selbstverständlich: Als er vor ein paar Minuten da nachgeschaut hatte, war es noch nicht da gewesen.

Die Brötchen, der Kuchen und die Mandelhörnchen waren übrigens saulecker. Das Frischkäsefladenbrot, die Käsebretzel und den Armerikaner habe ich noch nicht probiert. Eins weiß ich aber ganz sicher: Morgen schicke ich ihn wieder zum Bäcker. Täglich so einen Aufruhr kann ich echt nicht gebrauchen.

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