Sonntag, 10. Dezember 2006
Verschollen im Supermarkt
sw_82, 20:35h
Da stand ich nun. Mit zwei leeren Wasserkästen in den Händen und völlig orientierungslos im Kopf. Eigentlich wollten wir uns im Supermarkt treffen. Draußen hatte ich auch sein Auto gesehen, aber drinnen, da hatte ich den Einkaufsmarkt wirklich unterschätzt, war mehr Platz, um jemandem stundenlang aus dem Weg zu gehen, als bisher angenommen.
Ich war bei den Bananen. Die mag er nämlich. Ich war beim Kaffee. Ohne den kann er nämlich nicht leben. Ich war sogar beim Regal mit den Fleckenmitteln. Die kauft er nämlich immer, obwohl die kein Mensch braucht.
Ich traf meine nette Zahnarzthelferin, die mich immer mit Proben versorgt. Ich traf nette Herren, die mir anboten, die leeren Wasserkästen zu schleppen. Wen ich aber nicht traf, war er. >> zu seinem Blog
Ich zückte mein Handy und wählte seine Nummer, die ich Gott sei Dank eingespeichert habe. Denn Telefonnummern, gerade die zahlenreichen beim Handy, kann ich mir einfach nicht merken. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Ran ging der Gute aber nicht. Und auch der Einkaufsladen war so groß, dass ich ihn nicht anhand des Klingeltones orten konnte.
Langsam kam ich mir echt ein wenig bescheuert vor. Das muss man sich bildlich vorstellen. Eine Frau mit zwei leeren Wasserkästen in den Händen, die suchend von Regal zu Regal wandert.
Und während ich von Minute zu Minute zappeliger wurde und schon kurz davor war, die Kisten einfach in einer Ecke abzustellen und wieder hinaus auf den Parkplatz zu laufen, weil mich dieses ganze Samstagmittageinkaufsgetue mächtig nervt, ging mir ein Licht auf. Mann, war ich hohl. Warum war ich nicht gleich darauf gekommen. Es gab ein Regal, dem hatte ich bisher überhaupt keine Beachtung geschenkt.
Ich orientierte mich in diesem Riesenshoppingparadies ein weiteres Mal, peilte die entsprechende Richtung an - und wirklich, da stand er. Völlig eingenommen von der bunten Produktpalette vor ihm. Während andere Männer Stunden damit zubringen können, die neusten Computerzeitschriften zu verschlingen oder das Weinregal von rechts nach links durchzutrinken, hat er einen richtig gesunden Faible.
Sein Lebenselexier heißt Artischocke, Ginseng, Vitamin X,Y,Z und Mariendistel. Und während ich ihm beim Nahrungsergänzungsmittelregal in guter Gesellschaft wusste, schnappte ich mir einen Einkaufskorb und sündigte. Denn mein Lebenselexier heißt Schokolade.
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