ER >> zu seinem Blog macht mir Angst. Eben, als ich ihn im Büro angerufen habe, meldete er sich nicht wo sonst üblich mit seinem Namen sondern redete wirres Zeug ins Telefon. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann war es "Helau. Allaaf. Ahoi." Oder so was in der Art.

Außerdem hatte seine Stimme so eine seltsame Klangfarbe. So redet er sonst nie. Ich mach mir ehrlich gesagt ein wenig Sorgen ...

ER >> zu seinem Blog gehört nicht zu den Menschen, die schnell aus der Haut fahren, wahrlos in der Gegend umherschreien oder sich auf sinnlose Diskussionen einlassen. Aber es gibt natürlich auch ein paar Dinge, die ihn so sehr aufregen, dass er an die Decke geht.

Zum Beispiel heute morgen. Er war schon sehr früh wach und wollte, ganz im Gegensatz zu mir, keinen dieser wunderschönen Sonnenstrahlen da draußen verschenken. Also beschloss er das Auto in die Waschanlage zu fahren und auf dem Rückweg gleich Lesestoff und Brötchen zu besorgen. Ich ließ ihn ziehen, drehte mich noch zwei drei mal im Bett um, war dann aber auch so vom schönen Wetter begeistert, dass ich früh aus den Federn stieg.

Es dauerte gar nicht lange, da stand er wieder in der Wohnung. Aufgebracht und Stinksauer. Er kam mitten aus dem Krieg. Dem Waschanlagenkrieg. VW gegen Audi. Mensch mit Anstand gegen Bauer (nichts gegen Bauern, um Gottes willen, aber der Zeitgenosse von dem ich gleich berichten werde, war einer dieser Gegelten "Was-kostet-die-Welt"-Typen, deren Auto teuer aussieht, aber ohnehin der Bank gehört).

Jedenfalls kam es wohl vor der Waschanlage zum Streit weil Bauer meinte, wo er hinkommt, müssen alle für ihn Platz machen, während sich Mann mit Anstand erst mal gemütlich einen Kaffee holte. Es war schließlich Sonntag. Dazu noch früh am Morgen und außer ihm ohnehin niemand da.

Der kleine Disput mit dem Bauern war schnell gegessen. Das Auto, das ohnehin nicht ihm gehörte und der Fahrer dampften schnell wieder ab. Die ganze Geschichte brachte Mann mit Anstand jedoch so auf die Palme, dass er noch zu Hause zeterte und ständig den Kopf schüttelte.

Ein Streit vor der Waschanlage? So etwas kann auch nur Männern passieren. Denn wenn sich Frauen in die Haare kriegen, dann geht es ganz sicher nicht darum, wer zuerst in diese Bürstenmaschine rein darf. Wenn sich Frauen streiten, ist das Objekt der Begierde ein ganz anderes. Zum Beispiel das letzte Croissant Samstagabend im Supermarkt. Und, das sei hier mal gesagt, ich spreche da aus Erfahrung ...

Morgen ist Samstag. ER >> zu seinem Blog und ich, wir haben beide frei. Auch sonst stehen keine Termine an und es sollen 19 Grad werden. Jetzt fragen wir uns schon seit mehreren Tagen, was fangen wir nun morgen mit den 24 Stunden an. Wir wollen sie nutzen. Irgendwie. Bestmöglich. Leider fehlt uns die zündende Idee. Wir haben heute schon das Netz durchforstet, jeden Veranstaltungskalender aller naheliegenden und weiter entfernten Städte gelesen und trotzdem nichts wirklich brauchbares gefunden.

Jetzt setzen wir auf euch: Wohin an einem Samstag? Am besten noch in Süddeutschland? Und Mitte wäre auch ganz okay ...

Aha. Frauen verbreiten also mehr Bakterien als Männer. Danke SpiegelOnline. Ob ER >> zu seinem Blog deshalb gerade heute das Reinigungsset für den Computer gekauft hat? Als ich ihn darauf ansprach entwickelte sich folgender Dialog:

ICH: Naja. Da haben wir ja noch mal Glück gehabt. Du hast ja das Saubermachzeug für unsere Laptops gekauft.

ER: Das bringt auch nichts mehr. Die ganze Wohnung ist doch verseucht. Da hilft nur noch dich zu entsorgen ...

Ich hatte mir die Worte bereits seit Tagen zurecht gelegt und die Sätze Nacht für Nacht ausformuliert. Ich sah den Beitrag quasi schon vor mir: "Zahnbürstenvernichter" sollte er heißen. Und jetzt ist alles anders. Aber von vorne:

Es gibt Dinge in diesem Haushalt, die verbrauchen sich einfach unheimlich schnell. So bekommen wir es relativ leicht hin, pro Woche eine Packung mit fünfzig Teelichtern zu leeren. Auch ein ziemlich bekannter Kaffeeanbieter wird, wenn er nur so Kunden hat wie IHN . >> zu seinem Blog und mich, niemals pleite gehen. Eine 500-Gramm-Packung ist für uns nichts. Gleiches gilt für die Kaffeesahnehersteller. Unser Lieblingseinkaufsmarkt hat sich mittlerweile sogar unserem Kaufverhalten angepasst und gibt die Kaffeesahne jetzt schon in 250 ml Flaschen ab.

Und dann gibt es auch noch die Drogeriekette, in der die Verkäuferinnen schon freudig in die Hände klatschen, wenn ich den Laden betrete. Denn sie wissen: Ich werde wieder ein kleines Vermögen bei ihnen lassen:
Waschmittel (Tabs, weil der Herr die ja "besser dosieren kann"), Shampoo (weil ja nur das "das beste überhaupt ist"), Haarspray ("am besten gleich zwei Dosen, okay?") and so on.

Als letztes steht dann auf meiner Einkaufsliste: ZAHNBÜRSTE. Ich habe keine Ahnung, was er mit den Dingern macht, aber er braucht doch tatsächlich alle vier Wochen eine neue. Nicht, dass er die alte einfach nicht mehr haben will, sich eine neue Farbe wünscht oder dem Reinlichkeitszwang verfallen ist. Nein, die Bürste ist einfach nicht mehr zu gebrauchen. Sieht aus, als würde er zwischen Backen- und Schneidezahn auch noch die Fliesenfugen putzen, unter dem Waschbeckenunterschrank sauber machen und Handtuchständer polieren. Das Teil ist nach vier Wochen komplett hin.

Erst gestern habe ich ihm wieder eine neue mitgebracht und heute morgen gibt es schon wieder erste Anzeichen von roher Gewaltanwendung. Die Borsten biegen sich in alle Himmelsrichtungen.

Schon mehrmals habe ich gebetsmühlenartig den Satz gepredigt: "Drück doch nicht so auf. Das kann doch nicht normal sein, dass mal alle vier Wochen eine neue Zahnbürste braucht!" Und soll ich euch jetzt was sagen? Das kann es anscheinend doch. Ich habe es eben im Internet entdeckt. Da steht doch tatsächlich: "Wechseln sie ihre Zahnbürste regelmäßig. Spätestens alle vier Wochen!" Hallo? In was für einer Welt lebe ich eigentlich? Habe ich die letzten 24 Jahre was verpasst? Alle vier Wochen???

Und so schnell wird aus einem Text über IHN mit dem Namen "Zahnbürstenvernichter" ein Text über SIE namens "Zahnbürstenzugutbehandlerin".