Mittwoch, 29. November 2006
Die Unterschichtenbeutel
Es gibt Dinge, die kann ER >> zu seinem Blog überhaupt nicht ab.
Erstens: Früh aufstehen. Und ich meine sehr früh.
Zweitens: Dudelradio. Und ich meine den ganz normalen Radiowahnsinn, mit dem man täglich beschallt wird.
Drittens: Plastebeutel. Ich meine völlig herkömmliche Plastebeutel, die man in jedem Laden automatisch dazu bekommt.

Mit Punkt eins und zwei kann ich gut umgehen. Da stimme ich ihm sogar weitesgehend zu.
Punkt drei sorgt öfters für Diskussionen. Große Diskussionen.

Ich weiß nicht, wie er Kleinigkeiten von seiner Wohnung ins Büro oder aus der Stadt nach Hause befördert.
Ich nutze dazu Plastebeutel. Da steht nun wirklich nicht Aldi oder so was drauf. Ganz im Gegenteil. Meistens bekommt man die Tüten ja in den Läden, in denen man Klamotten eingekauft hat. Und das ist nun eben mal nicht bei Aldi.

Die Tatsache, dass er mit dieser Art von Transportmöglichkeiten gar nicht kann, hat er mir übrigens schon ein paar Tage nach unserem Kennenlernen offenbart. Als ich mit ein paar Dingen des täglichen Lebens bei ihm aufschlug - damals natürlich nur vorübergehend - dachten wir.

Alles hatte ich hübsch in einen Beutel gepackt. Ein paar Klamotten. Ein bisschen Zeug fürs Bad. Natürlich hatte ich auch noch eine Reisetasche. Aber das ist irgendwie wie beim Fliegen. Da hat man ja zusätzlich auch noch Handgepäck.

Nach nun fast einem viertel Jahr hier bei ihm ist seine Wohnung ein wenig verändert. Vorallem in der Küche hat sich eine wahre Revolution vollzogen. Im Küchenschrank unter der Spüle stehen sie. Hunderte, Tausende von Plastikbeutel. Ordentlich aufgeschichtet. Alle Farben und Formen.

Er sammelt sie. Besser gesagt, er sammelt das ein, was ich so jeden Tag wieder neu anschleppe. Und er hat es aufgegeben, sie jeden Tag aufs Neue zu entsorgen. Mittlerweile hat er für meine Plastebeutel, die er auch gerne als "Unterschichtenbeutel" bezeichnet, sogar eine neue Nutzungsmöglichkeit gefunden. Er stopft den ganzen Verpackungsmüll mit dem grünen Punkt hinein. So wandern die Beutel dann doch irgendwie in den Müll.

Gerade war ich übrigens wieder einkaufen. Nur Essen und so ein Zeug. Aber natürlich habe ich eine hübsche Tüte dazubekommen. Leider nicht aus Plaste. Die gibt's in dem Laden nicht. Aber egal. Tüte ist Tüte.
Er weiß es noch gar nicht. Ist noch im Büro. Ich hab sie gleich an der Haustüre stehen lassen.

Ich glaube, er wird sich wirklich freuen ...

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Dienstag, 28. November 2006
Zum ersten Mal Schuhe kaufen
Es war irgendwann als die Sonne noch die Vorherrschaft am Himmel hatte. Als es im Haus kälter war als draußen und man morgens vom Zwitschern der Vögel geweckt wurde. Kurz: Es war im Sommer. Okay. Am Ende des Sommers.

Wir waren zum ersten Mal zusammen unterwegs. Den ganzen Tag lang. Und es war genau jener Tag als er folgenden Satz prägte: "Vor einem Schuhladen verlangsamt sich der Schritt einer Frau automatisch."
Ich muss zugeben, er hatte recht. Wir liefen gerade an so einem Schuhtempel vorbei, als ich von einem inneren Zwang förmlich dazugetrieben wurde, näher ans Schaufenster zu treten. Damals dachte ich noch, dass es mit IHM >> zu seinem Blog heiter werden kann, wenn der erste Schuhkauf ansteht.

Mittlerweile sehe ich das anders. Ganz anders.
Die ersten Schuhe, die wir zusammen gekauft haben, waren für ihn. Und er war es auch, der sich nicht zwischen etwa 387 Paaren entscheiden konnte.

Mittlerweile ist in Sachen Fußbekleidung aber auch bei mir Notstand eingetreten. Ich brauche Stiefel. Schöne Stiefel. Nun ist man als Frau ja einiges gewöhnt. Männer, die spontan einer höchst ansteckenden Krankheit erliegen, wenn ein Shoppingmarathon ansteht. Oder andere, denen genau in dem Moment, wenn einem ein Schuhladen ins Blickfeld kommt, einfällt, dass sie vergessen haben, die Kaffeemaschine zu Hause auszumachen. Oder auch jene, die vom Schuhladen direkt in der Notaufnahme des Klinikums landen. Diagnose: Akute Atemnot. Und nur, weil sie sich die Preisschilder mal genauer angeschaut haben.
Memmen, sind das ...

Bei mir ist das anders. Ganz anders.
Es war am Wochenende. Wir waren einkaufen. Ganz normal einkaufen. Leckeres Essen und so. Nix da Klamotten, Parfüm und Co (Hatte ich schon einige Tagen vorher erledigt. Das war, als ich klingeln musste, weil ich die Tüten nicht alleine bis in den vierten Stock schleppen konnte :-)
Nun ja, zurück zum Thema. Wir waren also beim Wochenendkauf als wir praktisch automatisch an so einem Schuhcenter vorbeiliefen. So einen, den es in jeder Stadt gibt und von dem ehemalige Soap-Stars und Sternchen immer sehr glaubhaft versichern, sie kaufen ihre Schuhe ausschließlich nur dort.

Wir also rein (ohne Murren oder jegliches Gezeter von seiner Seite) und nach schönen Stiefeln für mich geschaut. Oder besser gesagt, er schaute. Ich stand nur dabei und dachte mir "Wo habe ich diesen Mann bloß aufgegabelt?" Ich musste die Schuhe nicht mal anziehen, denn irgendwie sah er ihnen schon im Regal an, dass sie nichts für mich waren. Nicht mal die Teuren (ich wusste im übrigen gar nicht, dass diese Billig-Schuh-Kette Treter im Angebot hat, die in Sachen Preis auch locker in einem Designer-Laden stehen könnten.) Das Resultat war dann einfach nur ernüchternd: Nix passendes gefunden. Nicht mal ein Schuh ging annähernd in die Richtung, die wir uns vorgestellt hatten.

Ich war deprimiert. Ich war traurig. Ich war am Ende.
Ein Schuhtempel aus dem man ohne Schuhe wieder verschwindet, das ist, als ob man ins Schwimmbad geht, ohne eine Runde im Wasser gedreht zu haben. Eine vertane Gelegenheit.

Dann aber stieg meine Laune. Meine Gesichtszüge entspannten sich. Ja, formierten sich sogar zu einem Lächeln. Einem breiten Lächeln. Okay, es kann sogar ein Honigkuchengrinsen gewesen sein. Und das nur wegen eines Satzes: "Schatz, wir fahren nächste Woche nach ... (fügen Sie eine Stadt ein, die Ihnen gefällt) und kaufen dir Schuhe."

Yiiiipieeeh!!!

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Mittwoch, 22. November 2006
Mein Virenbaby
Mensch, bin ich froh.
ER >> zu seinem Blog weilt wieder unter den Lebenden.
Die letzten Tagen waren hart. Und nicht nur für ihn.



Dieses Mal hatte es ihn richtig erwischt. Nicht so ein kleiner Husten oder Schnupfen. Nein, ein richtig fieser Grippevirus hatte ihn niedergestreckt, und weil er mal wieder nicht realisierte, wann es Zeit war, kürzer zu treten, hatte sich der Virus gut ausgebreitet.

Das Ganze ging schon vor dem Wochenende los, als er öfter als sonst rummaulte, nur sehr träge antwortete und ab und die Geduld mit mir verlor. Vorallem sein neues Regal, dass er trotz Temperatur und Halsschmerzen unbedingt aufbauen musste, hat einiges abbekommen. "Scheißteil", "von Idioten entworfen", "blickt doch kein Mensch durch", waren noch die harmlosesten Sätze, die durch diese Wohnung schallten. Und das, wo er sich sonst so gewählt ausdrückt und er sich jedes mal den Bauch vor Lachen halten muss, wenn ich fehlende Wörter durch "dingsen" ersetze.

Als dann das Regal stand, lag er. Und zwar im Bett. Das machte mir richtig Angst. Bevor er sich mal freiwillig ins Bett legt (nur nachts klappt das ganz gut) muss es ihm echt mies gehen.Und das tat es dann anscheinend auch.

Leider gehört er zu den Männern, die zwar laut leiden, aber ansonsten nicht einen einzigen Ratschlag ihrer Frauen annehmen. Wer also denkt, der Gute hat sich frei genommen und die letzten Tage im Bett verbracht, der ist völlig falsch gewickelt.

Gestern zum Beispiel, eilte er als Schatten seiner selbst ins Büro. Ich war ausnahmsweise mal mit dabei und hatte so Gelegenheit, das Drama aus nächster Nähe zu beobachten. Er aß nicht, er sagte kaum was, und noch viel schlimmer, er surfte so gut wie gar nicht im Internet. "Ich kann nicht denken", jammerte er immer hinter seinem Bildschirm hervor. Mann, er tat mir echt leid. Als wir dann abends zu Hause waren, ging er wirklich um zehn Uhr zu Bett. (Allerdings muss ich einfügen, dass er zuvor von meiner leckeren Pizza, auf die er natürlich überhaupt keinen Appetit hatte und der Bote daher wegen EINER Salami Speziale den Weg hierher antrat, noch mehr als die Hälfte verdrückt hat).

Ich schöpfte Hoffnung - Obwohl in regelmäßigen Abständen diese herzerweichenden Seufzer aus dem Schlafzimmer drangen, noch immer der Duft von Erkältungsbad in der Luft lag und eine Tasse mit warmen Ingwerbier (dann doch lieber 40 Grad Fieber) neben seinem Bett stand. Und ich versprach ihm, am nächsten Morgen wird alles besser.

Was soll ich sagen. Die Nacht war schrecklich. Zumindest für mich. Während er seeleruhig neben mir schlummerte, manchmal im Schlaf nach meinem Kissen griff und eingepackt wie ein Baby traumlos dem neuen Tag entgegenglitt, gab es für mich das volle Programm.

Schlaflos, Bauchschmerzen und irgendwie ein komisches Gefühl im Körper. Wenn ich ehrlich sein soll, mag ich es ja, dass er fast alles mit mir teilt. Diesen blöden Virus hätte er aber für sich behalten können.

Hatsi.

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Dienstag, 14. November 2006
Big Brother ist watching you
Um es gleich vorneweg zu sagen: Er >> zu seinem Blog hat mein Essen überlebt. Und zwar so gut, dass ich gestern kochtechnisch gleich noch mal ran musste. Ich bin wohl doch nicht so ungeschickt, was das angeht. Man lernt eben nie aus.

Dafür haben wir jetzt ein neues Problem. Es existiert, seit er am Samstagabend wieder diese Wohnung betreten hat. Richtig akut ist es eigentlich erst gestern geworden und gefährlich dann heute früh.

"Ich komm mit meiner Zeit überhaupt nicht mehr klar", ruft er aus dem Wohnzimmer, während ich noch genüsslich mit der warmen Bettdecke kuschele. Der Gute hat heute frei. Muss aber noch ein paar Dinge fürs Büro erledigen. Das sei alles kein Problem, hatte er mir noch gestern versichert. Heute früh sieht das dann ganz anders aus und ich weiß auch warum.

Seit ein paar Tagen hält die digitale Revolution in Form von Firmenlaptops, neuen Digitalkameras, einer WebCam und einem Camcorder in unserer Wohnung Einzug. Kisten stapeln sich, Gebrauchsanweisungen fliegen durch die Gegend und an fast jeder Steckdose hängt ein anderes Ladegerät, das die Technik in Gang hält.

Ich halte mich von diesen Sachen ja fern. Ich will nicht wissen, wie ich bei der Kamera eine Szene im 16:9-Format aufnehmen kann, es interessiert mich auch nicht, mit wie viel Gigabyte Speicher dieses Laptop arbeitet und der Camcorder, der kann mir erst recht gestohlen bleiben.

Bei ihm ist das ja ganz anders. Er feiert seit ein paar Tagen Bescherung. Und das täglich aufs Neue.
Und während ich mich, wie bereits erwähnt, noch schön in die Federn kuschele, raschelt, rumpelt und hämmert es im Zimmer nebenan. Ich ahne böses und ich habe recht. Der Camcorder hat es ihm wieder angetan. Und wieder einmal war ich sein Opfer. "Schau doch mal in die Kamera. Huhu. Guck mal, damit kann ich alles aufnehmen", ruft ein nur in Unterwäsche bekleidetes Etwas, das vor kurzem noch seelenruhig neben mir geschlafen hat und hält mir die Linse in mein ungeschminktes Gesicht.

Ich bin für so eine Art von Überraschungen am frühen Morgen gar nicht zu haben. Genauso wenig wie für seine Fotosessions, wenn ich seine Wäsche bügele oder seine Videodokumentationen während ich in Ruhe etwas lesen will. Und weil er ja "noch so viel fürs Büro tun muss", zeige ich mich gnädig, stapfe ins Bad - natürlich nicht ohne auf dem Weg dahin von der Kamera begleitet zu werden - und biete an, Brötchen zu holen.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit er mir gegeben hat, bis er mit seinem digitalen Schnick-Schnack-Teil erneut im Bad auftauchte, um zu dokumentieren, wie meine Haare von schrecklich zu richtig vorzeigbar mutierten. Ich weiß auch nicht, ob er das Teil überhaupt mal aus der Hand gelegt hat, als ich mich aufmachte, um fürs Frühstück zu sorgen. Ich weiß nur, dass ich mit der Brötchentüte nach Hause kam und er saß noch immer mitten in einem Technik-Berg der jeden Media-Markt-Mitarbeiter neidisch gemacht hätte.

Den Satz "Ich komm mit meiner Zeit überhaupt nicht mehr klar", habe ich an diesem Nachmittag noch mehrmals gehört. Meistens dann, wenn er sein Spielzeug gegen "echte" Arbeit tauschte. Und irgendwie hatte ich an diesem Nachmittag nur einen Wunsch: Eine Zeitreise machen. Und zwar in die Zeit, in der Männer noch ihre Spielzeugeisenbahn durchs Wohnzimmer fahren ließen. Das hat zwar sicher auch genervt, aber da genügte schon ein kleiner Tritt auf die richtige Gleise und der Spuck war erst mal vorbei.

Aber was soll’s. Ich gebe mich meinem Schicksal hin und harre der Dinge, die da noch kommen werden. Hauptsache ich finde meine „Dienstag-Morgen-Haare-Schön-Mach“-Videosequenz nicht irgendwann im Internet wieder. Denn dann mein Freund, dann schwöre ich Rache ...

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