Sonntag, 10. Dezember 2006
Verschollen im Supermarkt


Da stand ich nun. Mit zwei leeren Wasserkästen in den Händen und völlig orientierungslos im Kopf. Eigentlich wollten wir uns im Supermarkt treffen. Draußen hatte ich auch sein Auto gesehen, aber drinnen, da hatte ich den Einkaufsmarkt wirklich unterschätzt, war mehr Platz, um jemandem stundenlang aus dem Weg zu gehen, als bisher angenommen.

Ich war bei den Bananen. Die mag er nämlich. Ich war beim Kaffee. Ohne den kann er nämlich nicht leben. Ich war sogar beim Regal mit den Fleckenmitteln. Die kauft er nämlich immer, obwohl die kein Mensch braucht.

Ich traf meine nette Zahnarzthelferin, die mich immer mit Proben versorgt. Ich traf nette Herren, die mir anboten, die leeren Wasserkästen zu schleppen. Wen ich aber nicht traf, war er. >> zu seinem Blog

Ich zückte mein Handy und wählte seine Nummer, die ich Gott sei Dank eingespeichert habe. Denn Telefonnummern, gerade die zahlenreichen beim Handy, kann ich mir einfach nicht merken. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Ran ging der Gute aber nicht. Und auch der Einkaufsladen war so groß, dass ich ihn nicht anhand des Klingeltones orten konnte.

Langsam kam ich mir echt ein wenig bescheuert vor. Das muss man sich bildlich vorstellen. Eine Frau mit zwei leeren Wasserkästen in den Händen, die suchend von Regal zu Regal wandert.

Und während ich von Minute zu Minute zappeliger wurde und schon kurz davor war, die Kisten einfach in einer Ecke abzustellen und wieder hinaus auf den Parkplatz zu laufen, weil mich dieses ganze Samstagmittageinkaufsgetue mächtig nervt, ging mir ein Licht auf. Mann, war ich hohl. Warum war ich nicht gleich darauf gekommen. Es gab ein Regal, dem hatte ich bisher überhaupt keine Beachtung geschenkt.

Ich orientierte mich in diesem Riesenshoppingparadies ein weiteres Mal, peilte die entsprechende Richtung an - und wirklich, da stand er. Völlig eingenommen von der bunten Produktpalette vor ihm. Während andere Männer Stunden damit zubringen können, die neusten Computerzeitschriften zu verschlingen oder das Weinregal von rechts nach links durchzutrinken, hat er einen richtig gesunden Faible.

Sein Lebenselexier heißt Artischocke, Ginseng, Vitamin X,Y,Z und Mariendistel. Und während ich ihm beim Nahrungsergänzungsmittelregal in guter Gesellschaft wusste, schnappte ich mir einen Einkaufskorb und sündigte. Denn mein Lebenselexier heißt Schokolade.

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Samstag, 9. Dezember 2006
Mit Batman im Bett


Samstagmorgen. 7.30 Uhr. Der Wecker klingelt. Ich schlage die Augen auf und neben mir liegt Batman.
Ich mach die Augen wieder zu und probiere es ein zweites mal. Batman ist immer noch da. Auch der dritte Versuch, Batman aus unserem Bett zu befördern, scheitert. Gestern Abend, das weiß ich noch genau, war Batman noch nicht da. Da lag ER >> zu seinem Blog noch neben mir.

7.30 Uhr ist keine Uhrzeit für mich, um normal zu denken. Schon gar nicht samstags. Daher dauert es auch ein paar Minuten, bis ich Batmans Maske als meine Hotpants identifizieren kann. Unter den Hotpants kann ich ein paar blonde Strähnen erkennen. War Batman früher schon blond?

Irgendwie erinnert mich das alles an den Film "Das kleine Arschloch". Der hat auch immer seine Unterhose auf dem Kopf gehabt. Allerdings trug er auch seine eigene Hose. Nicht die seiner Freundin.

Eine Erklärung für sein komisches Verhalten liefert Batman an diesem Morgen übrigens auch noch: "Ich wollte, dass du ein wenig Spaß hast, wenn schon so früh der Wecker klingelt."

Den hatte ich, mein Batman :-)

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Mittwoch, 6. Dezember 2006
Ein Kurztrip nach Rom
Mit einem Handtuch um die Hüften steht er >> zu seinem Blog im Wohnzimmer. Ich habe es mir gerade einmal für ein paar Minuten gemütlich gemacht. Mit einem Buch und einer Tasse Tee. "Welch holdes Weib tu ich da erblicken", sagt's und zeigt mit dem Finger auf mich.

Graziös schreitet er zum Fenster und rezitiert mit einer verwerflichen Handbewegung irgendwelche Klassikerschinken.

Ich ignoriere ihn. Das Buch ist spannend. Außerdem bin ich solche Ausfälle gewohnt. Nur den Römer, den er gerade in unserem Wohnzimmer gibt, der ist neu. Den hatten wir noch nicht. Wahrscheinlich lag es am Bad. Ich hatte ihm einen neuen Badezusatz gekauft, den er gleich ausprobiert hat. Eigentlich war der zum Stressabbau. Irgendwie hat er bei ihm wohl anders gewirkt. Nun gut, das wird vorbei gehen.

"Wo sind die Trauben, meine Liebste?", blickt er sich suchend in der Wohnung um. "Da, wo sie immer sind. In der Küche", antworte ich.
Dieser Ort war zu Zeiten des großen Roms wahrscheinlich nur Frauen vorbehalten. Extra aufstehen und rüberlaufen, den Gefallen werde ich ihm jetzt aber ganz sicher nicht tun. Fehlt nur noch, dass ich ihm Luft zufächern muss. Mensch, bin ich froh, dass ich Kaiser Nero nie persönlich kennen lernen durfte.

Missmutig tapst er ins Arbeitszimmer.
Ohne Trauben.
Allerdings mit seinem Laptop. Ob die Römer damals schon wussten, was ein Blog ist? Oder wie man per WLan ins Netz kommt?

Den römischen Kaiser hat er übrigens nur noch ein paar Minuten gegeben. Dann war er wieder normal.
Lange angehalten hat es jedoch nicht. Gleich am nächsten Tag hatte er einen neuen Tick: Plötzlich hatte es ihm der jüdische Glaube angetan.

Seitdem liegt er mir in den Ohren, dass wir vom 16. bis 23. Dezember doch Chanukka, das jüdische Weihnachtsfest, feiern könnten. Da würde man so einen neunarmigen Leuchter anzünden und nur in Öl Gebackenes essen. Alles koscher, versteht sich.



Ich geh jetzt erst mal einkaufen. Heute abend gibt es nämlich Schweinefleisch :-)
Und über das Weihnachtsfest werden wir auch noch mal reden müssen.

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Freitag, 1. Dezember 2006
Die Ölkrise


Die erste und bislang folgenschwerste Ölkrise soll es laut Wikipedia im Jahr 1973 gegeben haben. Leider kann ich dazu gar nichts sagen. Ich war noch nicht geboren. Wie eine Ölkrise so abläuft, weiß ich trotzdem. Ich hatte heute nämlich eine.

Tatort: Diese Wohnung
Tatzeit: Kurz nach 19 Uhr
Anwesende Personen: Ich live und Er >> zu seinem Blog am Telefon

Ich berichte von meinem Chaostag. Erzähle, was alles passiert und was alles nicht passiert ist und berichte ihm von meiner latenten Traurigkeitsphase, an der ein Kuchen Schuld war. (Ich wollte backen, hab das auch getan, Kuchen sah saugeil aus, nur essen konnte man ihn nicht.)

Man stelle sich folgenden Dialog vor:

Ich: Mensch, ich könnte mich tot ärgern. Ich hab den Kuchen schon so oft gemacht und immer ganz normales Sonnenblumenöl genommen.

Er: Und?

Ich: Naja, das Öl, was ich da gekauft hab, ist einfach nicht geschmacksneutral gewesen. Obwohl das bei Sonnenblumenöl eigentlich der Fall ist.

Er: Und jetzt?

Ich: Na, du kannst den Kuchen nicht essen. Der schmeckt nach Plaste. Und einfach nur nach Öl.

Er: Warum hast du denn auch Öl rein gemacht?

Ich: Weil ich das immer mache und weil das da rein muss.

Er: Wo steht das?

Ich: Im Rezept.

Er: Vielleicht falsches Rezept.

Ich: (schon leicht angesäuert): Nein, richtiges Rezept. Ich backe den ja immer nach diesem Rezept.

Er: Mmh, also dass in einen Kuchen Öl muss, höre ich zum ersten Mal.

Ich: (schon ziemlich angesäuert): Natürlich gibt es Kuchen, in den Öl muss. Das ist nicht der erste, den ich damit backe.

Er: Öl? Also ich habe auch schon einige Kuchen in meinem Leben gebacken, komischerweise musste da noch nie Öl rein.

Ich: Dann waren das eben Kuchen, in die kein Öl kommt.

Er: Warum hast du denn nicht Margarine hineingemacht. Oder Butter?

Ich: Weil das nicht im Rezept stand. Und weil ich da immer Öl rein mache.

Er: Aber Sonnenblumenöl?

Ich: Das ist geschmacksneutral!

Er: Ich denke nicht?

Ich: Ja, in diesem Fall anscheinend nicht. Dabei habe ich extra das teure Bioöl gekauft.

Er: Was kaufst du auch so Zeug. Kein Mensch backt damit.

Ich: Ja, das weiß ich jetzt auch. Ich gehe morgen früh los und kaufe noch mal Öl und dann backe ich noch einen Kuchen. Den kann man ja nicht essen.

Er: Nee. Morgen haben wir gar keine Zeit für so Zeug.

Ich: Mein Gott, das geht schnell. Der ist in zehn Minuten im Ofen und in einer halben Stunde fertig.

Er: Ja, aber das danach dauert lange. Wenn du dich dann wieder stundenlang darüber aufregst, dass der Kuchen nichts geworden ist.

Ich: Tut. Tut. Tut.

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