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Montag, 16. Oktober 2006
Eiszeit
sw_82, 21:42h
Oh Mann, was für ein Sonntag. Ich hab es mächtig vermasselt. Eigentlich wollten wir schön gemeinsam frühstücken. Er ist sogar freiwillig los, um Brötchen zu holen. Während er unterwegs war, wollte ich nur ein paar Mails checken und dann ist es passiert. Ich hab die PIN unserer UMTS-Karte falsch eingegeben. Drei Mal. Was dann folgte, war ein Drama. PUK eingeben. PUK? Die Karte war nicht uns. Die gehörte einem Bekannten von ihm und der war natürlich am Sonntag nicht erreichbar. Ich hatte ihn offline gesetzt. IHN. Den Mann, der ohne das Netz gar nicht mehr leben kann.
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Das würde Ärger geben, dachte ich mir. Und ich behielt recht. Die letzte Eiszeit war nichts gegen das, was sich hier in dieser Wohnung abspielte, als ich das Malheur beichtete. Und das Dumme: Er hat nicht mal geschrien. Nicht gezetert, nicht rumgebrüllt. War einfach nur ruhig. Den ganzen Vormittag lang. Nachmittags habe ich ihn dann gar nicht gesehen, weil er in die Firma ist. Da konnte er wenigstens online gehen. Allerdings musste er auch das ganze Zeug nacharbeiten, was am Morgen liegen geblieben war. Ohne Internet ist der Gute nämlich richtig aufgeschmissen.
Ich hatte eine schlechtes Gewissen. Ein sauschlechtes Gewissen. Das Essen wollte mir nicht schmecken, der Sonnenschein draußen mir kein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ich kam mir wirklich mies vor. Wie konnte man nur so doof sein?
PIN drei mal falsch eingeben? So was schaff echt nur ich. Und das allerschärfste kam dann noch. Er hat bei seinem Bekannten nicht mal gesagt, dass ich es war, sondern die Schuld auf sich genommen. Nichts da von wegen, "meine Tussi zu Hause kann sich keine Zahlen merken."
Vor ein paar Stunden haben wir dann die PUK bekommen, mit der die UMTS-Karte wieder funktioniert. Wir sind wieder online. Und trotzdem hab ich immer noch ein ganz schlechtes Gefühl. Daran ändert auch der leckere gemahlene Kaffee nichts, dem ich ihn in der Stadt gekauft habe. Als Versöhnungsgeschenk sozusagen. Und dann komme ich nach Hause, schau in seinen Blog >> zu seinem Blog
und sehe, dass er heute abend kochen will. Dabei ist er der Letzte, der was wiedergutzumachen hat.
Ich glaube, mit ihm hab ich echt Glück gehabt.
Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Das würde Ärger geben, dachte ich mir. Und ich behielt recht. Die letzte Eiszeit war nichts gegen das, was sich hier in dieser Wohnung abspielte, als ich das Malheur beichtete. Und das Dumme: Er hat nicht mal geschrien. Nicht gezetert, nicht rumgebrüllt. War einfach nur ruhig. Den ganzen Vormittag lang. Nachmittags habe ich ihn dann gar nicht gesehen, weil er in die Firma ist. Da konnte er wenigstens online gehen. Allerdings musste er auch das ganze Zeug nacharbeiten, was am Morgen liegen geblieben war. Ohne Internet ist der Gute nämlich richtig aufgeschmissen.
Ich hatte eine schlechtes Gewissen. Ein sauschlechtes Gewissen. Das Essen wollte mir nicht schmecken, der Sonnenschein draußen mir kein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ich kam mir wirklich mies vor. Wie konnte man nur so doof sein?
PIN drei mal falsch eingeben? So was schaff echt nur ich. Und das allerschärfste kam dann noch. Er hat bei seinem Bekannten nicht mal gesagt, dass ich es war, sondern die Schuld auf sich genommen. Nichts da von wegen, "meine Tussi zu Hause kann sich keine Zahlen merken."
Vor ein paar Stunden haben wir dann die PUK bekommen, mit der die UMTS-Karte wieder funktioniert. Wir sind wieder online. Und trotzdem hab ich immer noch ein ganz schlechtes Gefühl. Daran ändert auch der leckere gemahlene Kaffee nichts, dem ich ihn in der Stadt gekauft habe. Als Versöhnungsgeschenk sozusagen. Und dann komme ich nach Hause, schau in seinen Blog >> zu seinem Blog
und sehe, dass er heute abend kochen will. Dabei ist er der Letzte, der was wiedergutzumachen hat.
Ich glaube, mit ihm hab ich echt Glück gehabt.
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Samstag, 14. Oktober 2006
Rache
sw_82, 23:43h
Ich hätte es ahnen müssen. Er ist kein Mann, der das alles hier ohne Worte über sich ergehen lässt. Ganz im Gegenteil. Er hat zum Gegenschlag ausgeholt - und - getroffen. Seine Rache heißt Frauenzimmer. >> zu seinem Blog
Er hat es getan, während ich ahnungslos sein teures, wunderschönes aber kaum zu glättendes Hemd gebügelt habe. Keine zwei Meter neben mir. Nun muss ich anscheinend auch damit leben, dass alle Welt meine Fehltritte, Missgeschicke und sonstige Entgleisungen nachlesen kann. Aber ich habe es ja nicht anders gewollt. Ich hab schließlich angefangen. Und letztendlich war es auch meine Entscheidung, meine Sachen zu packen und mich hier bei ihm niederzulassen. Und für den Fall, dass er das gerade liest, dann sollte er sich bewusst sein, ich würde es wieder tun. Wieder, wieder und wieder.
Nach sechs Wochen Zusammenleben haben wir heute im übrigen die erste Frau gefunden, die mal nicht nett zu ihm war. Das hat ihn, glaube ich, ein wenig zu schaffen gemacht. Es war in der Videothek und die Tresentante konnte mit seiner Liebenswürdigkeit irgendwie überhaupt nichts anfangen. Ganz im Gegenteil. Sie hat ihn abtreten lassen. Ist nicht auf ihn eingegangen. Ihm fallen die Frauen sonst sprichwörtlich vor die Füße. Meistens merkt er das Gott sei Dank nicht. „Wie die dich angeschaut hat, war ja unmöglich“, rege ich mich dann auf, während er völlig ahnungslos in der Gegend herumirrt und wissen will, wen ich denn bitteschön meine. Hätte er einen Sender, der ihm blinkend seine Anziehungskraft auf weibliche Wesen anzeigen würde, wäre ich mit einer flackernden Neonlampe zusammen. Aber so muss ich mir keine Sorgen machen. Er peilt es einfach nicht.
Gerade eben haben wir übrigens überlegt, ob wir meine Wohnung nicht untervermieten sollen. Seit mehr als zwei Wochen gehört die Butze gleich um die Ecke nun mir – übernachtet, oder mehr als drei vier Stunden am Stück dort verbracht, habe ich jedoch noch nie. Und, irgendwie sind wir uns da beide einig, wird das wahrscheinlich auch nie mehr passieren. Aber so ein Fluchtpunkt hat ja auch seine Vorteile. Außerdem kann man Freunde und Bekannte, die einen besuchen wollen, dorthin abschieben. Wer hat schon ein fünfzig Quadratmeter Gästezimmer, mit eigenem Schlafraum, Bad, Küche und einer Riesenterasse?
Wir. Nur wir. Weil wir anders. Weil wir wir sind. Und alleine dafür hat sich bisher alles gelohnt.
Er hat es getan, während ich ahnungslos sein teures, wunderschönes aber kaum zu glättendes Hemd gebügelt habe. Keine zwei Meter neben mir. Nun muss ich anscheinend auch damit leben, dass alle Welt meine Fehltritte, Missgeschicke und sonstige Entgleisungen nachlesen kann. Aber ich habe es ja nicht anders gewollt. Ich hab schließlich angefangen. Und letztendlich war es auch meine Entscheidung, meine Sachen zu packen und mich hier bei ihm niederzulassen. Und für den Fall, dass er das gerade liest, dann sollte er sich bewusst sein, ich würde es wieder tun. Wieder, wieder und wieder.
Nach sechs Wochen Zusammenleben haben wir heute im übrigen die erste Frau gefunden, die mal nicht nett zu ihm war. Das hat ihn, glaube ich, ein wenig zu schaffen gemacht. Es war in der Videothek und die Tresentante konnte mit seiner Liebenswürdigkeit irgendwie überhaupt nichts anfangen. Ganz im Gegenteil. Sie hat ihn abtreten lassen. Ist nicht auf ihn eingegangen. Ihm fallen die Frauen sonst sprichwörtlich vor die Füße. Meistens merkt er das Gott sei Dank nicht. „Wie die dich angeschaut hat, war ja unmöglich“, rege ich mich dann auf, während er völlig ahnungslos in der Gegend herumirrt und wissen will, wen ich denn bitteschön meine. Hätte er einen Sender, der ihm blinkend seine Anziehungskraft auf weibliche Wesen anzeigen würde, wäre ich mit einer flackernden Neonlampe zusammen. Aber so muss ich mir keine Sorgen machen. Er peilt es einfach nicht.
Gerade eben haben wir übrigens überlegt, ob wir meine Wohnung nicht untervermieten sollen. Seit mehr als zwei Wochen gehört die Butze gleich um die Ecke nun mir – übernachtet, oder mehr als drei vier Stunden am Stück dort verbracht, habe ich jedoch noch nie. Und, irgendwie sind wir uns da beide einig, wird das wahrscheinlich auch nie mehr passieren. Aber so ein Fluchtpunkt hat ja auch seine Vorteile. Außerdem kann man Freunde und Bekannte, die einen besuchen wollen, dorthin abschieben. Wer hat schon ein fünfzig Quadratmeter Gästezimmer, mit eigenem Schlafraum, Bad, Küche und einer Riesenterasse?
Wir. Nur wir. Weil wir anders. Weil wir wir sind. Und alleine dafür hat sich bisher alles gelohnt.
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Freitag, 13. Oktober 2006
"Ich bin ein Popstar"
sw_82, 17:47h
Mit erhobenen Händen steht er im Türrahmen. In der einen eine vollbepackte Brötchentüte, in der anderen den Haustürschlüssel, den er immer an einem Keyholder trägt, weil er gerne seine Schlüssel irgendwo liegen lässt. Die Sonnenbrille ist so dunkel, dass man seine Augen nicht sehen kann. Aber sie scheint gewirkt zu haben. Eigentlich sollte er nur Brötchen holen. Nein, er wollte Brötchen holen. Und es war auch nicht wirklich weit. Gleich um die Ecke. Nur ein paar Meter.
Als er fortging, war er der Mann, der mich seit Wochen in seiner Wohnung erträgt, der ab und an einen Putzfimmel entwickelt und gerne zum Abendessen ein Glas Rotwein trinkt. Vielleicht auch mal zwei. Und jetzt ist er ein Popstar.
Ich war nicht einmal im Bad. Die Haare zersaust, die Augenringe unübersehbar. Er ist mir auf dem Weg zum Zähneputzen in die Arme gelaufen. Mit diesem unverschämt schönen Grinsen. Und eben jenem Satz. „Ich bin ein Popstar“. Erst weiß ich nicht so richtig, wie ich nun wieder auf diese Entgleisung reagieren soll. Manchmal hat er eben seine fünf Minuten. Dann fällt mir jedoch eine Kleinigkeit ein, der ich noch vor ein paar Augenblicken keine große Bedeutung beigemessen haben. Als ich mich träge aus unserem Bett schälte, gab es draußen vor unserem Fenster Lärm. Frauenlärm. Nein, ich korrigiere. Teenagerlärm.
Gekreische, Gejohle, Pfiffe.
Nun leben wir hier in der Stadt. Das ist also nichts Ungewöhnliches. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich mir überhaupt keine Gedanken machte. Hätte ja sein können, Tokio Hotel haben ihren Tourbus vor unserer Haustür geparkt, weil sie ins nahe gelegene Kino wollen. Oder zum Italiener um die Ecke. Für die Jungs machen die sicher auch schon früh um neun die Türen auf.
Aber es waren nicht die pubertierenden Nachwuchskünstler, die die Mädels da draußen zum Ausflippen brachten. Es war er. Mein er. Und eigentlich war er, wie gesagt, nur unterwegs um Brötchen zu holen. Überzeugt hat das anscheinend trotzdem.
Erst war ich ja ein wenig sauer, dass die Mädels sich vor unserer Tür aufführten, als sei ihnen eine Boy Group über den Weg gelaufen. Dann überwiegte aber ein anderes Gefühl. Er war Brötchen holen für MICH. Er stand hier in SEINER Wohnung, die irgendwie aber mittlerweile UNSERE ist und WIR aßen zusammen Frühstück. Und damit noch mal für alle zum Mitschreiben: Klar ist er ein Popstar. Aber er ist MEINER.
Als er fortging, war er der Mann, der mich seit Wochen in seiner Wohnung erträgt, der ab und an einen Putzfimmel entwickelt und gerne zum Abendessen ein Glas Rotwein trinkt. Vielleicht auch mal zwei. Und jetzt ist er ein Popstar.
Ich war nicht einmal im Bad. Die Haare zersaust, die Augenringe unübersehbar. Er ist mir auf dem Weg zum Zähneputzen in die Arme gelaufen. Mit diesem unverschämt schönen Grinsen. Und eben jenem Satz. „Ich bin ein Popstar“. Erst weiß ich nicht so richtig, wie ich nun wieder auf diese Entgleisung reagieren soll. Manchmal hat er eben seine fünf Minuten. Dann fällt mir jedoch eine Kleinigkeit ein, der ich noch vor ein paar Augenblicken keine große Bedeutung beigemessen haben. Als ich mich träge aus unserem Bett schälte, gab es draußen vor unserem Fenster Lärm. Frauenlärm. Nein, ich korrigiere. Teenagerlärm.
Gekreische, Gejohle, Pfiffe.
Nun leben wir hier in der Stadt. Das ist also nichts Ungewöhnliches. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich mir überhaupt keine Gedanken machte. Hätte ja sein können, Tokio Hotel haben ihren Tourbus vor unserer Haustür geparkt, weil sie ins nahe gelegene Kino wollen. Oder zum Italiener um die Ecke. Für die Jungs machen die sicher auch schon früh um neun die Türen auf.
Aber es waren nicht die pubertierenden Nachwuchskünstler, die die Mädels da draußen zum Ausflippen brachten. Es war er. Mein er. Und eigentlich war er, wie gesagt, nur unterwegs um Brötchen zu holen. Überzeugt hat das anscheinend trotzdem.
Erst war ich ja ein wenig sauer, dass die Mädels sich vor unserer Tür aufführten, als sei ihnen eine Boy Group über den Weg gelaufen. Dann überwiegte aber ein anderes Gefühl. Er war Brötchen holen für MICH. Er stand hier in SEINER Wohnung, die irgendwie aber mittlerweile UNSERE ist und WIR aßen zusammen Frühstück. Und damit noch mal für alle zum Mitschreiben: Klar ist er ein Popstar. Aber er ist MEINER.
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Donnerstag, 12. Oktober 2006
Die Mutprobe
sw_82, 13:12h
Er hat es getan. Er hat sich getraut. Ich bin so stolz auf ihn. Während ich durchs Netz surfte, hat er die wohl schwierigste Aufgabe hier in dieser Wohnung in Angriff genommen. Seit Wochen hat es ihm unter den Nägeln gebrannt. Ich hab das gemerkt. Nur den letzten Schritt hat er nicht gewagt. Bis gestern.
Während ich im Arbeitszimmer eifrig in die Tasten haue, wirft er die Bohrmaschine an. Das ist nichts Ungewöhnliches. Nein, wirklich nicht. So was macht er immer mal. Wenn er etwas entdeckt, was unbedingt jetzt und keinesfalls morgen oder nächste Woche erledigt werden muss. Das ist dann der Moment, in dem ich mich keinesfalls blicken lassen darf. Und ruhig muss ich sein. Ganz ruhig. Nur nicht fragen, „Schatz, was machst du da?“ Das könnte ihn aus dem Konzept bringen. Die Folgen wären unübersehbar. Wallnuss große Löcher in den Wänden und so was. Hatten wir alles schon. Aber egal. Ein bisschen Zahnpasta. Ein bisschen Tip Ex. Als Frau weiß man sich immer zu helfen.
Gestern jedoch war alles anders. Ich ahnte nicht mal, welch großartiges Projekt er in Angriff nahm. Er bohrte, er hämmerte, ab und an lief er durch die Wohnung auf der Suche nach einem neuem Werkzeug, mit dem er seinen Plan verwirklichen konnte. Hätte ich gewusst, was da drüben im Badezimmer, keine fünf Meter neben mir, über die Bühne ging, ich hätte sicher nicht mehr ruhig sitzen bleiben können. Aber er hat das sehr geschickt angestellt. Hat mich in dem Glauben gelassen, er befasse sich mit banalen, lapidaren Dingen, die Männer gerne mal tun. Erst den Spiegel im Flur angebracht, dann die Garderobe. Und eben dann als ich ihm kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt habe, hat er sich an die Badezimmerlampe gemacht. Ich muss ja sagen, die, die vorher hing, fand ich auch okay. Um ehrlich zu sein, hab ich gar nicht gemerkt, dass das, wie er meinte, „nur eine Übergangslösung“ war. Aber dann war ich wirklich begeistert. In Sachen Möbelkaufen hat er einfach ein Händchen. Und die Lampe, die seit gestern über unserem Badezimmerspiegel hängt, ist auch einmalig. Nur eins muss ich ihm wirklich noch beibringen. Erst das Badezimmer putzen und dann die Fliesen anbohren, das ist irgendwie die falsche Reihenfolge.
Während ich im Arbeitszimmer eifrig in die Tasten haue, wirft er die Bohrmaschine an. Das ist nichts Ungewöhnliches. Nein, wirklich nicht. So was macht er immer mal. Wenn er etwas entdeckt, was unbedingt jetzt und keinesfalls morgen oder nächste Woche erledigt werden muss. Das ist dann der Moment, in dem ich mich keinesfalls blicken lassen darf. Und ruhig muss ich sein. Ganz ruhig. Nur nicht fragen, „Schatz, was machst du da?“ Das könnte ihn aus dem Konzept bringen. Die Folgen wären unübersehbar. Wallnuss große Löcher in den Wänden und so was. Hatten wir alles schon. Aber egal. Ein bisschen Zahnpasta. Ein bisschen Tip Ex. Als Frau weiß man sich immer zu helfen.
Gestern jedoch war alles anders. Ich ahnte nicht mal, welch großartiges Projekt er in Angriff nahm. Er bohrte, er hämmerte, ab und an lief er durch die Wohnung auf der Suche nach einem neuem Werkzeug, mit dem er seinen Plan verwirklichen konnte. Hätte ich gewusst, was da drüben im Badezimmer, keine fünf Meter neben mir, über die Bühne ging, ich hätte sicher nicht mehr ruhig sitzen bleiben können. Aber er hat das sehr geschickt angestellt. Hat mich in dem Glauben gelassen, er befasse sich mit banalen, lapidaren Dingen, die Männer gerne mal tun. Erst den Spiegel im Flur angebracht, dann die Garderobe. Und eben dann als ich ihm kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt habe, hat er sich an die Badezimmerlampe gemacht. Ich muss ja sagen, die, die vorher hing, fand ich auch okay. Um ehrlich zu sein, hab ich gar nicht gemerkt, dass das, wie er meinte, „nur eine Übergangslösung“ war. Aber dann war ich wirklich begeistert. In Sachen Möbelkaufen hat er einfach ein Händchen. Und die Lampe, die seit gestern über unserem Badezimmerspiegel hängt, ist auch einmalig. Nur eins muss ich ihm wirklich noch beibringen. Erst das Badezimmer putzen und dann die Fliesen anbohren, das ist irgendwie die falsche Reihenfolge.
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Infiziert
sw_82, 11:48h
Es gibt Geräusche, die gehören einfach nicht in diese Wohnung. Das, was er gerade macht, ist so eins. Er röchelt, er hustet, er leidet. Kurz: Sein Ende naht. Er ist krank. Schwer krank. Ich diagnostiziere eine Erkältung. Er glaubt eher an Pfeiffersches Drüsenfieber. Vielleicht auch TBC. Wenn es ganz dumm kommt, hat er sich einen seltenen Tropenvirus eingefangen. Die 18 Grad Außentemperatur gestern könnten dafür ausreichend gewesen sein. Da hilft nur noch eins. Kaffee. Zumindest bei ihm.
Ich schicke ihn in die Küche und wähne mich in Sicherheit. Ein paar Minuten Ruhe. Ein bisschen Zeit, zum Schreiben. Doch da ist es wieder. Dieses böse Geräusch, das ich bisher nur vom Fußballplatz kannte. Und dann ein Aufschrei. Ich denke nach. Sind die Messer sicher verstaut? War die Herdplatte noch an? Hat er das Chaos im Kühlschrank gesehen? Schlimmer. Viel schlimmer. Der Kaffee ist alle. Leer. Restlos aufgebraucht. Und dabei bin gestern Abend extra noch kurz vor Ladenschluss los und hab ihm all das geholt, was er so unbedingt braucht. Lecker Brotaufstrich, frisches Obst und ganz wichtig: Zahnpasta. Nur an sein wichtigstes Grundnahrungsmittel, den Kaffee, habe ich nicht gedacht.
Nur gut, dass der Mann immer eine Reserve hat. Noch nie habe ich löslichen Kaffee so gemocht, wie an diesem Morgen. Er hat sein Getränk. Ich kann weiter arbeiten. Denke ich zumindest.
„Der Kaffee brennt in meinem Hals“. Da ist es wieder. Das Pfeiffersche Drüsenfieber. Oder die Tuberkulose. Vielleicht auch das Anfangsstadium von Ebola. Ja, es hat ihn wirklich schrecklich erwischt. Ich leide mit ihm. Und versuche es mit einem Trick. Rauer Hals ist gleich raue Stimme. Raue Stimme ist gleich erotisch. Hui, ... Glück gehabt. Das mit John Wayne zieht. Freudig rennt er ins Bad. Noch viel freudiger mache ich mich wieder an die Arbeit. „Gibt es eigentlich Grippepickel?“, hallt es von nebenan. Heute morgen verlangt er mir wirklich einiges ab. Google hat von Grippepickel noch nie was gehört. Aber das erzähle ich ihm natürlich nicht. Das kann er in seiner momentanen Verfassung gar nicht gebrauchen. „Klar gibt’s die, Schatz. Das ist völlig normal.“ Ich hoffe, das schluckt er. Einen Mann mit Drüsenfieber, Tuberkulose, Ebola und jetzt auch noch Pocken, das wäre wirklich zu viel für mich.
Dann ist still. Sehr still. Eigentlich viel zu lang still. Als ich das nächste Mal schaue, ob das Tropenvirus den Siegeszug durch seinen Körper fortgesetzt hat, steht er, als sei nie etwas gewesen vor der Kaffeemaschine. Wirft einen letzten Blick auf die leeren Filtertüten und entscheidet, loszuziehen, um sein Lieblingsgetränk zu kaufen. Natürlich nicht ohne vorher noch ein paar wichtige Telefonate zu führen und seine Mails zu checken. Wunder? Spontanheilung? Keine Ahnung. Ich weiß nur, er sieht gut aus. Sehr gut. Wenn das so läuft, kann er öfter mal krank sein.
Ich schicke ihn in die Küche und wähne mich in Sicherheit. Ein paar Minuten Ruhe. Ein bisschen Zeit, zum Schreiben. Doch da ist es wieder. Dieses böse Geräusch, das ich bisher nur vom Fußballplatz kannte. Und dann ein Aufschrei. Ich denke nach. Sind die Messer sicher verstaut? War die Herdplatte noch an? Hat er das Chaos im Kühlschrank gesehen? Schlimmer. Viel schlimmer. Der Kaffee ist alle. Leer. Restlos aufgebraucht. Und dabei bin gestern Abend extra noch kurz vor Ladenschluss los und hab ihm all das geholt, was er so unbedingt braucht. Lecker Brotaufstrich, frisches Obst und ganz wichtig: Zahnpasta. Nur an sein wichtigstes Grundnahrungsmittel, den Kaffee, habe ich nicht gedacht.
Nur gut, dass der Mann immer eine Reserve hat. Noch nie habe ich löslichen Kaffee so gemocht, wie an diesem Morgen. Er hat sein Getränk. Ich kann weiter arbeiten. Denke ich zumindest.
„Der Kaffee brennt in meinem Hals“. Da ist es wieder. Das Pfeiffersche Drüsenfieber. Oder die Tuberkulose. Vielleicht auch das Anfangsstadium von Ebola. Ja, es hat ihn wirklich schrecklich erwischt. Ich leide mit ihm. Und versuche es mit einem Trick. Rauer Hals ist gleich raue Stimme. Raue Stimme ist gleich erotisch. Hui, ... Glück gehabt. Das mit John Wayne zieht. Freudig rennt er ins Bad. Noch viel freudiger mache ich mich wieder an die Arbeit. „Gibt es eigentlich Grippepickel?“, hallt es von nebenan. Heute morgen verlangt er mir wirklich einiges ab. Google hat von Grippepickel noch nie was gehört. Aber das erzähle ich ihm natürlich nicht. Das kann er in seiner momentanen Verfassung gar nicht gebrauchen. „Klar gibt’s die, Schatz. Das ist völlig normal.“ Ich hoffe, das schluckt er. Einen Mann mit Drüsenfieber, Tuberkulose, Ebola und jetzt auch noch Pocken, das wäre wirklich zu viel für mich.
Dann ist still. Sehr still. Eigentlich viel zu lang still. Als ich das nächste Mal schaue, ob das Tropenvirus den Siegeszug durch seinen Körper fortgesetzt hat, steht er, als sei nie etwas gewesen vor der Kaffeemaschine. Wirft einen letzten Blick auf die leeren Filtertüten und entscheidet, loszuziehen, um sein Lieblingsgetränk zu kaufen. Natürlich nicht ohne vorher noch ein paar wichtige Telefonate zu führen und seine Mails zu checken. Wunder? Spontanheilung? Keine Ahnung. Ich weiß nur, er sieht gut aus. Sehr gut. Wenn das so läuft, kann er öfter mal krank sein.
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