Mittwoch, 18. Oktober 2006
Putzen im Morgengrauen
Es gibt Männer, die haben mit ihren Frauen echt Glück. Die kriegen eine ab, die ihnen den Haushalt macht. Die ihnen wäscht, putzt, bügelt, immer ein leckeres Mahl auf den Tisch zaubert, die den Müll runter bringt, sich um die Kinder kümmert und jeden Abend nett auf der Couch sitzt und fragt, "Schatz, wie war dein Tag." Und dann gibt es Männer, die haben es nicht so leicht im Leben. Die haben sich eine Frau wie mich geangelt. Sie müssen damit leben, dass ihre Liebste halb aufgewärmtes Essen wieder in den Kühlschrank stellt und Strümpfe nur einzeln aus der Waschmaschine zieht (siehe Socken- und Suppenprobleme) oder dass sie PIN-Codes drei mal falsch eingibt und sie damit einen ganzen Tag lang offline setzt (siehe Eiszeit). Er ist so einer. >> zu seinem Blog Er hat so eine Frau abbekommen. Er hat mich.

Wir hatten gestern einen echt schönen Tag. Erst haben wir in Gemeinschaftsarbeit einen Schrank aufgebaut (mir hat er immerhin die Klebearbeiten an den Schubfächern zugetraut, was, ich wie zugeben muss, ein wenig in einer Sauerei ausartete), dann haben wir lecker zusammen gegessen (was, wie ich wieder zugeben muss, eindeutig nur auf sein Konto ging, denn er ist fürs Kochen zuständig) und dann sind wir noch ganz gediegen um die Häuser gezogen.

Wie gesagt, ein toller Tag. Eine tolle Nacht. Wenn nicht das passiert wäre, was mir immer passiert. Murpheys Gesetz. Was schief gehen kann, geht schief.
Ich wollte eigentlich nur einen Schluck Wasser trinken. Und üblicherweise steht die Wasserflasche immer, wirklich immer im Kühlschrank. An diesem Abend hatte ich sie allerdings bevor wie ausgingen, neben dem Bett platziert. Damit, wenn man nachts aufwacht und Durst verspürt nicht immer bis in die Küche laufen muss. So war der Plan. Er ist grandios gescheitert. Denn irgendwie hatte er die gleiche/selbe (?) Idee und stellte, als wir dann wieder zu Hause waren sein Rotweinglas - ich betone in diesem Fall besonders, dass es voll war - neben meine Wasserflasche.



Als ich nun mitten in der Nacht dieses Durstgefühl verspürte und mich freute, dass ich wirklich mal mitgedacht und mir deshalb den Weg zum Kühlschrank hatte sparen können, passierte es.

Das Rotwein-Glas - ich wiederhole absichtlich, dass es fast voll war mit chinesischem Rotwein - schön dunkel - schön kräftig - segelte auf den Boden. Genauer gesagt auf die helle, sehr helle, um nicht zu sagen cremefarbene Auslegware. Da lag er nun, der schöne Rotwein. Und neben ihm, nur ein paar Meter entfernt, lag er. Im Bett. Zumindest als ich das letzte Mal hingeschaut hatte. Denn während ich noch völlig verschreckt vor dem kunstvollen Gebilde hockte, das sich da vor meinen Füßen ausbreitete, war er schon unterwegs das Schlimmste zu verhindern.

Was soll ich sagen. Wir haben so zwanzig Minuten den Fußboden geschrubbt. Ohne Gezeter, ohne Gebrülle, ohne Vorwürfe und ohne auch nur ein leises Wort von Kritik. Es muss zwei Uhr gewesen sein. Vielleicht auch schon drei. Nach der Rettungsaktion gingen wir schlafen. Er, ich und der Rotweinfleck auch. Und als ich heute morgen die Augen aufschlug, war einer von uns dreien weg. Und ER war es Gott sei Dank nicht.

Manchen Männern wird echt viel abverlangt.

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